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War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko über das reale Vorbild von Captain Blood
War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko über das reale Vorbild von Captain Blood

Du liest Material, das während der Entwicklung des Piraten-Lebenssimulators Corsairs Legacy vom Mauris-Studio erstellt wurde – mit dem Ziel, das maritime Thema im Allgemeinen und Piraten-Spiele im Besonderen zu популярisieren. Du kannst die Projekt-News auf unserer Website sowie auf unserem YouTube-Kanal und in Telegram verfolgen.

In diesem Material erzählt Kirill Nazarenko die Geschichte des berühmten Piraten Henry Morgan, der als reales Vorbild für Captain Blood gilt – und dessen Bild außerdem die Popkultur prägte: von Pirates of the Caribbean bis zum Spiel Sea Dogs.

Heute sprechen wir über den Piraten Morgan. Zunächst ein paar Worte zur politischen Lage in Europa – vor allem in England in der ersten Hälfte und Mitte des 17. Jahrhunderts, als Captain Henry Morgan tatsächlich aktiv war.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko über das reale Vorbild von Captain Blood

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko. Captain Henry Morgan

Zur Erinnerung: Henry Morgan wurde 1635 in Wales geboren – einer abgelegenen Region Großbritanniens. Kurz nach seiner Geburt brach im Land ein Bürgerkrieg aus.

Der erste Bürgerkrieg 1642–1646, dann – nach einer kurzen Pause – erneut 1647–1649. Die Hauptgegner waren die Royalisten unter Karl I., einem König, der eine absolute Monarchie anstrebte, und die Parlamentskräfte, die schließlich – wenn auch nicht sofort – vom berühmten Politiker Oliver Cromwell geführt wurden.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko über das reale Vorbild von Captain Blood

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Kirill Nazarenko. Politiker Oliver Cromwell

Cromwell führte seine Seite zum Sieg. In der Folge wurde König Karl I. im Januar 1649 hingerichtet.

In England wurde eine Republik ausgerufen, die als Commonwealth bezeichnet wurde – eine Art Staatsgemeinschaft. Heute wird „Commonwealth“ meist für den Verbund ehemaliger britischer Kolonien verwendet, die mehr oder weniger enge Beziehungen zur Metropole bewahrten. Damals bestand diese „Republik“ bis Mai 1660. Cromwell war zu diesem Zeitpunkt bereits tot (er starb 1658). Sein Sohn, der faktisch die Spitze des Gemeinwesens erbte, wurde bald gestürzt.

Es folgte eine Reihe von Militärputschen, und schließlich stellte General Monck im Mai 1660 die Monarchie wieder her, indem er den Sohn Karls I., Karl II., nach England zurückrief. Karl II. herrschte danach 25 Jahre. Diese Ereignisse werden als Restauration bezeichnet.

Während des Bürgerkriegs war England stark gespalten, und Wales gehörte zu den Regionen, die den König unterstützten. Nach der Niederlage der Royalisten wurden Teile der Bevölkerung verfolgt. Über die Herkunft Henry Morgans wissen wir jedoch erstaunlich wenig.

Henry Morgan nannte sich später selbst „Gentleman“ (als er Vizegouverneur wurde). Im England des 17. Jahrhunderts waren Standesgrenzen weicher als in Kontinentaleuropa – doch für einen Adelstitel brauchte man ein Dokument. Ohne „Papier“ war man kein Adeliger, auch wenn man noch so arm war. Gleichzeitig galt: Wer genug Geld hatte, um wie ein Gentleman zu leben, wurde oft auch als solcher anerkannt. Wer kein Geld hatte, eben nicht.

Neben der einfachen Gentry gab es eine titulierte Aristokratie, die deutlich höher stand. Die gewöhnliche „Gentleman“-Schicht war jedoch relativ offen: Wohlhabende Kaufleute oder reiche Bauern konnten in diesen Kreis aufsteigen. Militärdienst war vom Adel nicht mehr zwingend verlangt – ein englischer Gentleman konnte grundsätzlich vieles tun, meist war er dennoch Landbesitzer (wenn auch nicht unbedingt eines großen Gutes).

Es ist gut möglich, dass Henry Morgan nicht der Sohn eines „echten“ Gentlemen war, sondern aus einer Familie der sogenannten Yeomen stammte.

Ein Yeoman war ein wohlhabender, unabhängiger Bauer: Er konnte selbst pflügen, besaß aber zugleich ein vergleichsweise großes Stück Land und beschäftigte Lohnarbeiter.

Darunter standen Freeholder – Menschen, die Land von Grundbesitzern pachteten, aber auf relativ stabiler Grundlage. Noch weiter unten: Copyholder, die Land nur kurzfristig und zu schlechten Bedingungen nutzten. Ganz am Rand standen Landarbeiter ohne eigenen Grund.

Yeomen unterschieden sich dadurch, dass sie eigenes Land besaßen, nicht gepachtetes. Die Grenze zwischen Yeoman und Gentleman war fließend. Offenbar stammte Morgan eher aus einer bäuerlichen – wenn auch wohlhabenden – Familie.

Irgendwann Ende der 1650er (1658–1659) gelangt Captain Henry Morgan nach Amerika – und zwar nach Barbados. Ein Blick auf die Karibik-Karte ist hier wichtig: Barbados liegt im östlichen Teil der Karibik und ist deutlich von Jamaika entfernt, das sich gerade damals zum Zentrum britischer Besitzungen in der Karibik und zur wichtigsten Basis britischer Piraten bzw. Korsaren entwickelte.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Barbados

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Barbados

Warum landet Captain Henry Morgan auf Barbados? Darüber schwieg er lieber. Passend ist hier ein wichtiger Punkt: Über Morgan und Piraten allgemein wissen wir vieles nur bruchstückhaft. Denn die Behörden interessierten sich vor allem dann für Piraten, wenn sie vor Gericht standen und gehängt wurden. Wenn jemand nicht verurteilt wurde, liefern Gerichtsakten meist keine Details. Es gibt zwar Kolonialkorrespondenz, doch sie ist schlecht überliefert – zudem war der englische Staatsapparat im 17. Jahrhundert nicht besonders ausgebaut.

Vergleicht man das mit Frankreich oder sogar Russland, sieht man: In Frankreich und Russland war der Verwaltungsapparat vor Ort stärker, es gab mehr Beamte, mehr Schriftverkehr, klarere Kontrolle aus dem Zentrum. Selbst aus abgelegenen Regionen wie Sibirien kennen wir aus dem 17. Jahrhundert teils erstaunlich viel – eben wegen der Dokumente. Gleichzeitig konnten Dokumente leicht verloren gehen.

In England war die Bürokratisierung eher schwach. Gouverneure schrieben mitunter keine offiziellen Berichte, sondern private Briefe an Höflinge, die die Kolonialverwaltung betreuten. Dadurch ist die Überlieferung verstreut: Unterlagen können nicht in Staatsarchiven liegen, sondern in Privatbeständen. In England gab es – anders als in Frankreich – nie eine konsequente Verstaatlichung von Archiven. Wichtige öffentliche Dokumente befinden sich daher manchmal in privaten Sammlungen und sind nicht zugänglich – oder wurden von Erben schlicht nicht bewahrt.

Über karibische Korsaren und über Captain Henry Morgan erfahren wir deshalb vieles erst aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts – und besonders aus dem Buch von Olivier (Alexandre) Exquemelin, einem vermutlich niederländischen Augenzeugen, der in der Karibik landete, sich den Freibeutern anschloss und später „The Buccaneers of America“ schrieb. Das Werk wurde rasch in viele europäische Sprachen übersetzt und verbreitete sich in Europa über Jahrzehnte.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Exquemelin – The Buccaneers of America

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Exquemelins „The Buccaneers of America“

Aus Exquemelins Erzählungen kennen wir Morgan, Ballon und andere berühmte Freibeuter jener Zeit. Moderne Historiker neigen dazu, Exquemelin zu vertrauen, weil seine Angaben dort, wo sie überprüfbar sind, oft bestätigt werden und erstaunlich präzise ausfallen.

Warum also kommt Morgan nach Amerika? Unter ungünstigen Umständen: Er segelte nach Barbados und war drei Jahre lang ein Sklave – genauer gesagt ein Vertragsknecht unter sklavereiähnlichen Bedingungen.

Im 17. Jahrhundert existierte in Amerika Sklaverei nicht nur gegen Schwarze, sondern auch gegen Weiße. Weiße „Sklaverei“ war in den späteren USA und in der Karibik in britischen Kolonien verbreitet, in französischen etwas weniger. Auch Gefangene und Verurteilte konnten als Unfreie dienen.

Wie könnte man hier nicht an Rafael Sabatini und seinen Roman „Captain Blood: His Odyssey“ denken, der auf manchen Abenteuern Henry Morgans basiert? Captain Blood wird – wie bekannt – wegen Rebellion verurteilt, versklavt und nach Amerika verbannt.

Auch ohne Verurteilung war Vertragsknechtschaft üblich: Wer die Überfahrt nicht bezahlen konnte, unterschrieb einen Vertrag über drei oder sieben Jahre und „arbeitete“ ihn unter harten Bedingungen ab. Der Besitzer bezahlte den Transport – und nicht jeder überlebte bis zum Vertragsende.

Es gibt Hinweise (nicht ganz zuverlässig), dass Henry Morgan drei Jahre lang bei einem Messermacher (Cutler) auf Barbados arbeitete. Das wirkt für den Sohn eines reichen Bauern oder gar eines Gentlemen ungewöhnlich, aber vieles ist denkbar:

  • Morgan könnte ein Verbrechen begangen haben und vor Gericht nach Amerika geflohen sein.
  • Er könnte in die Nachwehen des Bürgerkriegs verwickelt gewesen sein (1658 war er 23 – nach damaligen Maßstäben längst selbstständig).
  • Er könnte militärische Erfahrung aus Konflikten der späten 1650er gehabt haben (nicht zwingend aus dem Bürgerkrieg).
  • Oder er war in politische Intrigen geraten.

Wir wissen es nicht. Morgan schwieg – und zwar aus gutem Grund: Nach der Restauration 1660 wurde es gefährlich, sich mit antiroyalen Taten zu brüsten. Zwar gab es eine Amnestie, doch zehn Unterzeichner des Todesurteils für Karl I. wurden grausam hingerichtet. Die Leichen Cromwells und einiger bereits verstorbener Mitstreiter wurden sogar aus den Gräbern geholt, gevierteilt und verbrannt – als Vergeltung.

Möglicherweise war Morgan an etwas beteiligt und hielt deshalb den Mund. Sicher ist: Er taucht 1658–1659 auf Barbados auf, sein Drei-Jahres-Vertrag endet wohl 1661–1662. Danach ist er frei – und findet rasch seinen Platz unter den Freibeutern.

Was passiert politisch in der Karibik in dieser Zeit? 1654 schickt Cromwell ein Geschwader, um Hispaniola zu erobern. Doch zuvor tobte 1652–1654 der erste Englisch-Niederländische Krieg, ein großer Seekonflikt. Nach dessen Ende war die englische Flotte frei. Cromwell wollte sie nutzen, um in Amerika Kolonien zu erobern. Die Eroberung Hispaniolas (heute Haiti) scheiterte – die Spanier wehrten sich. Also nahmen die Engländer Jamaika ein. Seit 1654 ist Jamaika faktisch britischer Besitz, aber zunächst ohne klare völkerrechtliche Fixierung.

Nach der Restauration wurde 1660 zwar Frieden zwischen Spanien und England geschlossen, doch die Lage in der Karibik blieb ungeklärt – der Konflikt ging dort praktisch weiter. Spanien beharrte darauf, dass die Karibik allein spanisch sein müsse, „weil Amerika Spanien gehöre“.

Tatsächlich entstanden jedoch in der Mitte des 17. Jahrhunderts niederländische und englische Kolonien an der nordamerikanischen Küste – die späteren USA. Zur Erinnerung: New York wurde von den Niederlanden als Neu-Amsterdam gegründet und später von den Briten erobert.

In der Karibik wurde Jamaika zum Schlüssel: Es liegt zentral, nahe Kuba und Hispaniola – dem Herzen spanischer Besitzungen. Außerdem lag Jamaika auf der Route von Portobelo (Isthmus von Panama) nach Havanna. Auf dieser Strecke transportierten Schiffe die Schätze, die in Havanna gesammelt und dann nach Spanien verschifft wurden (oder nach Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt Kubas). Jamaika liegt genau an dieser Straße – und Spanien wollte dort kein englisches Bollwerk.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Karibikroute der Schatzflotten im 17. Jahrhundert

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Route der Schatztransporte in der Karibik im 17. Jahrhundert

Deshalb konnte man weder 1660 noch 1667 – bei einem zweiten Versuch der Verständigung – die Lage in der Karibik wirklich klären.

Erst 1670 wurde der Vertrag von Madrid geschlossen, der Spaniens Akzeptanz englischer Kolonien in der Karibik festigte – auch wenn Jamaika im Wortlaut nicht immer eindeutig genannt wurde. Trotzdem betrachteten die Briten Jamaika ab 1670 faktisch als offizielle Kolonie.

Genau in diese Phase unklarer Rechtsverhältnisse fällt Morgans karibische Karriere. Wo der Staat schwach ist, die Rechtslage unklar und die Ordnungsmacht fehlt, entstehen überall „gangsterartige“ Strukturen. Piraten muss man dabei nicht romantisieren.

Wer die 1990er in Teilen der ehemaligen Sowjetunion erlebt hat, kennt das Prinzip organisierter Kriminalität: Gut organisierte Gruppen haben strikte Regeln, klare Hierarchien und können staatliche Funktionen ersetzen – Ordnung herstellen, Gebiete kontrollieren, Rivalen bekämpfen. Ähnlich war die Situation in der Karibik.

Hier ist eine weitere Insel wichtig: Tortuga vor der Nordküste Hispaniolas (Haiti). Tortuga wurde von den Franzosen besetzt.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Tortuga

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Tortuga

Jamaika und Tortuga wurden in den 1660ern zu den wichtigsten Zentren der Piraterie – genauer: nicht „reine“ Piraterie, sondern Korsarentum.

Diese Leute erhielten Kaperbriefe von englischen und französischen Behörden und galten offiziell als Teil des Militärs, also als Angehörige der britischen oder französischen Flotte. Sie sollten feindliche Schiffe – hier die spanischen – angreifen und den Handel stören. Ein Teil der Beute musste abgegeben werden, theoretisch konnte man sie auch bestrafen, indem man den Kaperbrief entzog. Praktisch hatten die Gouverneure von Tortuga und Jamaika aber wenig Mittel – sie mussten mit Korsaren verhandeln statt sie zu „drücken“.

Die Jahre 1650–1660 umfassen die Aktivitäten des berühmten französischen Freibeuters Allaney und die aufkommende Karriere Captain Henry Morgans. 1665 gibt es den ersten zuverlässigen Nachweis: Morgan ist Kapitän im Geschwader des Piraten Mansvelt.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Pirat Mansvelt

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Pirat Mansvelt

Wenn man „Geschwader“ hört, denkt man an große Segelschiffe – tatsächlich operierten die Korsaren meist mit sehr kleinen Schiffen. Das größte bekannte Schiff Morgans hatte etwa 120 Tonnen Verdrängung – nach heutigen Maßstäben winzig, und auch im 17. Jahrhundert ein kleines ein- bis zweimastiges Fahrzeug.

Viele Piratenschiffe lagen bei 10–15 Tonnen – im Grunde offene Boote, mit denen das Segeln gefährlich war. Korsaren mussten Wetter und See sehr gut lesen können, sonst hätten sie nicht überlebt. Immerhin: tropische Gewässer, nicht die Arktis – außerhalb der Sturmsaison war es etwas leichter.

Man sollte sich nicht vorstellen, Morgan habe 1665 Hunderte Männer befehligt: Auf solchen Schiffen waren eher einige Dutzend. Doch schon die Führungsrolle in so einer Bande zeigt: Morgan war angesehen und stach heraus.

Ende 1667/Anfang 1668 starb Mansvelt (von den Spaniern gefangen und hingerichtet oder möglicherweise vergiftet). Es gibt keinen Grund, seinen Tod mit Morgan zu verbinden. Nach Mansvelts Tod wählte die Bande Henry Morgan zu ihrem „Admiral“. Er wurde Anführer eines größeren Verbands von mehreren Hundert Mann – eine ernstzunehmende Kraft, denn die Garnisonen vieler karibischer Festungen bestanden ebenfalls nur aus einigen Hundert Soldaten.

Über Morgans Erfahrungen wissen wir: Er zog unter Mansvelt gegen Trujillo und Granada, später versuchte Mansvelt spanische Besitzungen auf Kuba anzugreifen – und scheiterte.

Wie sahen die spanischen Besitzungen in Amerika aus? Sie waren riesig. Spanien konnte nicht jede Bucht und jedes Küstendorf schützen. Truppen und Befestigungen konzentrierten sich auf Schlüsselorte. Auch die spanische Befestigungspolitik verlief in mehreren Ausbauphasen.

Schon zur Zeit Francis Drakes (zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts) begann Spanien nach den ersten englischen Angriffen, steinerne Forts mit brauchbarer Artillerie zu bauen. Am Pazifik gab es zuvor teils nicht einmal Holzbefestigungen – man glaubte, dort komme ohnehin niemand hin.

Die Angriffe der 1650er/1660er trieben den Festungsbau weiter voran. In diesen Jahren entstanden Anlagen, die europäischen Bastionsfestungen ähnelten – etwa Fort Charles, das die Briten ebenfalls in dieser Zeit errichteten.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Fort Charles

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Fort Charles

Es gibt auch einen Plan der Stadt Port Royal auf Jamaika. Port Royal war für karibische Verhältnisse groß – etwa 7.000 Einwohner, während europäische Metropolen bereits Hunderttausende zählten.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Stadtplan Port Royal

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Stadtplan von Port Royal (Jamaika)

London und Paris lagen zu dieser Zeit bereits über einer halben Million Einwohner und bewegten sich Richtung Million. Viele europäische Städte hatten über 100.000 Einwohner. In Jamaika galt eine Stadt mit 7.000 Menschen als besonders groß und wichtig – insgesamt eine der bedeutendsten englischen Städte in Amerika.

Spanische Städte waren etwas größer: In Santiago de Cuba oder Havanna lebten 15–20.000 Menschen – dennoch waren es nach heutigen Maßstäben kleine Städte.

Port Royal lag auf einer Landzunge und war durch fünf Forts geschützt: schwierig vom Land anzugreifen und zugleich vom Meer her gut verteidigt.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Port Royal 17.–18. Jahrhundert

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Port Royal (17.–18. Jahrhundert)

Auch spanische Besitzungen hatten Verteidigungsanlagen. Ein Beispiel ist der Turm im alten Panama, eher ein Glockenturm als ein Festungsturm.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Turm im alten Panama

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Turm im alten Panama

Weitere Befestigungen, die Morgan später angriff, waren Batterien bei Santiago de la Gloria am Isthmus von Panama oder das Fort San Lorenzo, ebenfalls am Isthmus.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Fort San Lorenzo

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Fort San Lorenzo am Isthmus von Panama

Diese Festung war bemerkenswert regelmäßig angelegt: zwei Halbbastionen, davor ein Vorwerk (Ravelin/ähnliche Schutzanlage), Kanonen, insgesamt eine fast sechseckige Form. Das waren keine improvisierten Palisaden, sondern echte Festungsbauten. Sie waren oft nur mit wenigen – teils älteren – Geschützen bestückt, weil das Beste nach Europa ging. In der Karibik gab es keine großen Armeen mit Belagerungsartillerie. Für die Abwehr von Korsaren waren solche Anlagen jedoch durchaus beachtlich.

Die Batterie bei Santiago de la Gloria war ebenfalls recht „regelmäßig“. Aber jede Festung ist nur so stark wie ihre Besatzung: Ist das Garnisonspersonal schwach oder fehlt Munition, sinkt die Verteidigungsfähigkeit drastisch.

Kehren wir zu den Abenteuern des Korsaren Captain Henry Morgan zurück. Es gibt ein Bild Morgans – vermutlich spät entstanden: eine schwarz-weiße Originalgravur aus Exquemelins „The Buccaneers of America“, daneben existiert eine kolorierte Version, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass es sich teils um eine idealisierte Darstellung handelt.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Henry Morgan – Gravur aus Exquemelin

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Captain Henry Morgan. Gravur aus Exquemelins „The Buccaneers of America“

Nachdem Henry Morgan zum „Admiral“ geworden war, begann er seine eigenständigen Unternehmungen. Schon 1668 griff er Puerto Príncipe auf Kuba an und landete im März dort (heute Camagüey). Er schlug einen kleinen spanischen Trupp, woraufhin sich die Stadt ergab. Morgan verlangte 50.000 Pesos Lösegeld sowie 500 Rinder, um die Versorgung aufzufüllen. Die Spanier gaben dem Stadtkommandanten und den Behörden die Schuld, weil sie sich ergaben statt zu kämpfen.

Das ist typisch: Man muss die Spanier nicht als „Holzfiguren“ darstellen. Dienst in den Kolonien war hart und wenig prestigeträchtig; die besten Kommandeure wurden in Europa gebraucht. Kolonien waren oft eine Art „Exil“ für Offiziere, die sich nicht bewährten oder in Ungnade fielen. Die Chance, sich dort zu profilieren, war gering. Man sollte daher nicht erwarten, dass jeder spanische Kommandant ein Genie war.

Gleichzeitig hatten die Korsaren die Initiative: Sie wählten Ort und Zeit der Angriffe. Die Spanier mussten warten und sich vorbereiten, ohne zu wissen, wann der nächste Schlag kommt.

Nach der Plünderung von Puerto Príncipe kehrte Morgan nicht nach Kuba zurück: Kuba und Hispaniola waren damals zu „hart“ für Piraten. Stattdessen verlagerte er seine Unternehmungen an den Isthmus von Panama und griff u. a. Portobelo an. Der Angriff hätte abgewehrt werden können, doch irgendwann verloren die Verteidiger den Mut und ergaben sich. Ein Teil der Soldaten kämpfte mit dem Gouverneur weiter – und starb.

Nach der Einnahme Portobelos versuchte der Gouverneur von Panama, die Stadt zurückzuerobern, wurde aber geschlagen. Morgan zog dennoch Lösegeld ein. In dieser Zeit entstand die Idee, möglicherweise auch Panama anzugreifen.

Portobelo liegt an der Nordküste des Isthmus am Karibischen Meer. Panama liegt auf der Südseite am Pazifik. Panama war ein zentraler Transitpunkt für Silber: Silber aus Peru wurde per Schiff nach Panama gebracht, dann über den Isthmus transportiert und weiter nach Kuba und Spanien verschifft.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Silberroute im 17. Jahrhundert

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Route des Silbertransports im 17. Jahrhundert

So kam den Korsaren der Gedanke, Panama könne ein Ziel sein.

Bei der Beute entfielen rechnerisch etwa 500 Pesos/„Piaster“/Taler pro Kopf.

Der Taler war eine Silbermünze mit etwa 27,2 Gramm Feinsilber (real etwas mehr Gewicht wegen Legierung). Eine große, dicke Münze, etwas über 40 mm im Durchmesser.

Zur Kaufkraft: Englische Seeleute erhielten in der Handelsflotte etwa sechs Taler im Monat – ein sehr hoher Lohn. Landarbeiter (Gräber, Bauarbeiter) bekamen 1–2 Taler monatlich, inklusive Verpflegung und sehr einfacher Kleidung.

Soldaten in England erhielten etwa zwei Pence pro Tag, also 60 Pence im Monat (= fünf Schilling) – das entsprach ungefähr einem Taler monatlich.

500 Taler sind also viel – aber in der Karibik waren Preise oft deutlich höher als in Europa. Von einem „unglaublichen Vermögen“ kann man deshalb nicht unbedingt sprechen; man konnte es leicht wieder ausgeben.

Später entstand die Idee, Panama anzugreifen, und Korsar Captain Henry Morgan begann, die Expedition vorzubereiten.

Anfang 1669 stellt er eine Unternehmung zusammen, greift dann aber nicht Panama an, sondern Maracaibo in Venezuela, am Ufer des Kanals zum großen Maracaibo-See.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Maracaibo auf einer Karte des 17. Jahrhunderts

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Maracaibo auf einer Karte des 17. Jahrhunderts

Vor dem Kanal liegt ein enger Durchlass mit Inseln und Forts. Die Korsaren konnten die Hindernisse überwinden. Bemerkenswert: Morgans Verband wird durch die königliche Fregatte „Oxford“ verstärkt. Das größte Piratenschiff kam aus Tortuga – eine französische Fregatte, die „Kite“, mit 24 Kanonen.

Im Frühjahr 1669 nahmen französische und englische Korsaren Maracaibo durch einen Überraschungsangriff. Doch dann erschien ein spanisches Geschwader mit drei Schiffen, eroberte Fort La Barra zurück und sperrte Morgans Verband in der Bucht ein.

Man bot Morgan an, Beute zurückzugeben, Sklaven freizulassen und abzuziehen. Die Korsaren lehnten ab – sie wären „nackt und barfuß“ gegangen, was als Schande galt. Es kam zum Feilschen, doch der spanische Admiral blieb hart. Ende April gelang der Durchbruch.

Die Spanier setzten ein Brandschiff ein, das sich am spanischen Flaggschiff festmachte und es in Brand setzte. Zwei weitere spanische Schiffe versuchten zu entkommen: eines lief auf Grund, das andere wurde geentert. Morgan brach durch – aber noch nicht ins offene Meer: Ein Fort mit sechs Kanonen sperrte den nächsten Abschnitt. Morgan täuschte einen Landsturm vor; die Spanier verlegten die Geschütze zur Landseite – und Morgan entkam.

Diese Episode findet sich auch in Sabatinis Roman „Captain Blood“. Die Beute betrug insgesamt etwa 250.000 Taler, doch pro Mann blieb weniger als beim vorigen Zug – etwa 200–250 Taler. Trotz der militärischen Leistung war das nicht überragend, doch Morgans Ruhm wuchs stark.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Rafael Sabatini – Captain Blood

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Rafael Sabatini „Captain Blood“

Nach Maracaibo wurde die Lage schwieriger, denn 1667 wurde ein weiterer англо-spanischer Vertrag geschlossen, und der Gouverneur Jamaikas sollte keine neuen Kaperbriefe mehr ausstellen. Natürlich trafen solche Nachrichten erst verzögert in der Karibik ein – und Gouverneure „spielten“ gern auf Zeit. Doch nach Morgans Rückkehr wäre eine Verlängerung kaum möglich gewesen.

1670 jedoch griffen Spanier die Nordküste Jamaikas an. Deshalb erhielt Captain Henry Morgan erneut einen Kaperbrief – diesmal vom Rat der Insel. Das zeigt, wie schwach der englische Staatsapparat war: Lokale Verwaltungen konnten genug Eigenwillen entwickeln, um „privaten Krieg“ zu führen. Morgan holte wieder französische Korsaren aus Tortuga dazu, und gemeinsam gingen sie erneut zum Isthmus von Panama.

Dies war die dritte und vielleicht berühmteste Unternehmung Henry Morgans. Im Dezember 1670 erreichten sie die spanische Küste und nahmen ein Fort ein. Dann suchten sie Führer für den Marsch nach Panama.

Auf Karten sieht man mehrere Routen nach Panama: etwa über Portobelo oder von Chagres (heute Colón). Die Korsaren nahmen mehrere Forts und marschierten über den Isthmus. Trotz Führern war der Weg hart, viele litten Hunger, weil man nicht die ganze Strecke auf Booten zurücklegen konnte. Am Ende erreichten sie Panama und griffen an.

Panama war eine der größten Städte der Neuen Welt: über 2.000 Häuser und etwa 10–12.000 Einwohner. Man spricht von 700 Reitern und 2.000 Infanteristen in der Garnison (wahrscheinlich Zahlen „auf dem Papier“; realistisch wäre das nur inklusive Bürgerwehr).

Die Korsaren – professionelle Kämpfer – besiegten ein spanisches Detachement vor den Mauern und stürmten die Stadt. Sie verloren angeblich nur etwa 20 Tote und ähnlich viele Verwundete – was auf sehr schwachen Widerstand hindeutet. In der Stadt brach ein Feuer aus.

Manche beschuldigen Morgan, Panama angezündet zu haben. Das wirkt unlogisch: Warum eine Beutestadt verbrennen? Wahrscheinlicher ist, dass die Spanier selbst Feuer legten, um Vorräte zu vernichten. Dennoch blieb genug übrig, sodass die Korsaren sich versorgen konnten. Einige wollten im Pazifik weiter plündern, doch Morgan untersagte es.

Im Februar 1671 zog ein Tross mit rund 150 Maultieren (beladen mit Silber und Waren) aus Panama ab. Ein Maultier trägt maximal etwa 120 Kilogramm. Bei 150–160 Tieren wären das grob 18–20 Tonnen Ladung – nicht alles reines Silber, aber dennoch erheblich. Als die Korsaren die Beute aufteilten, sollen viele enttäuscht gewesen sein: Übliche Piraten erhielten nur etwa 200 Taler.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Taler

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Taler

Ein wichtiger Punkt ist die Begrifflichkeit: In Berichten über spanische Kolonien steht oft „Peso“. Häufig meint man damit einen „Taler“, doch im Spanischen gibt es auch „Peseta“ als 1/8-Einheit; außerdem den Begriff „Real“. Hier sollte man die Begriffe nicht durcheinanderbringen: Je nach Quelle kann ein „Peso“ auch eine andere Silber-Einheit bezeichnen.

Es gibt Angaben, ein gewöhnlicher Pirat habe 200 „Pesos“ oder zehn Pfund Sterling erhalten. Ein Pfund Sterling entsprach etwa vier Talern. Dann wären 200 „Pesos“ eher keine vollen Pesos, sondern kleinere Silber-Einheiten – umgerechnet wären das womöglich nur etwa 40 Taler. Das wäre kaum mehr als ein Jahreslohn eines englischen Handelssailors – nach dieser Strapaze und den Kämpfen nicht besonders beeindruckend.

Daher entstand das Gerücht, Morgan habe Beute unterschlagen und sei mit dem Schiff „Mayflower“ (und drei weiteren Schiffen) heimlich mit dem Hauptteil der Schätze davongefahren. Doch die Korsaren waren nicht leicht zu betrügen. Wahrscheinlicher: Morgan erwartete eine große Silberlieferung aus Peru, fand sie aber nicht. Panama selbst lieferte vor allem privates Eigentum der Einwohner und begrenzte Stadtkassenbestände – die Beute entsprach nicht den Erwartungen.

Trotzdem stieg Morgans Ruhm enorm. Er kehrte nach Jamaika zurück – allerdings in einer politisch heiklen Situation: Kurz vor seiner Abreise war der Vertrag von Madrid (1670) zwischen Spanien und England geschlossen worden, der die Beziehungen für etwa 30 Jahre stabilisieren sollte. England wollte die Lage in der Karibik nicht wieder eskalieren – zumal Spanien Jamaika faktisch anerkannte.

Es begann eine Untersuchung gegen Henry Morgan – vielleicht auch deshalb energisch, weil die Panama-Beute geringer ausfiel als erwartet. Spanische Dokumente deuten an, dass die nach Madrid eingezahlten Gelder in jenem Jahr ohne große Verluste ankamen.

1672 wurde Morgan nach England geschickt. Eine Zeitlang stand er unter Hausarrest, am Ende wurde er jedoch rehabilitiert. Das war typisch: England drückte oft ein Auge zu, wenn Kolonialakteure Spanien ausplünderten. Morgan erhielt den Ritterschlag und das Amt des Vizegouverneurs von Jamaika. Er heiratete, und 1679 wurde er Chief Justice von Jamaika.

Morgan vertrank sein Geld nicht sofort: Er investierte in Land und wurde Besitzer zweier Zuckerplantagen, die von Sklaven bewirtschaftet wurden. Auf der Rückfahrt nach Jamaika entging er nur knapp einem Schiffbruch, erreichte aber die Insel und blieb eine Zeitlang einflussreich – wenn auch nicht unbegrenzt.

1682 wurde Henry Morgan erneut des Amtsmissbrauchs und der Veruntreuung beschuldigt. Eine schwierige Phase begann.

1685 erschien in England erneut „Pirates of the Americas“, das Morgans Taten ausführlich schilderte. Im selben Jahr starb Karl II. Sein Bruder Jakob II., ein Katholik mit prospanischer Haltung, bestieg den Thron.

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Exquemelin – The Buccaneers of America

War Captain Henry Morgan ein echter Pirat? Exquemelin „The Buccaneers of America“

Morgan war inzwischen so überzeugt, stets ein respektabler Mann gewesen zu sein, dass er die Verleger von Exquemelins Buch wegen Verleumdung verklagte und hohe Entschädigung verlangte. Er forderte 10.000 Pfund, erhielt aber nur 200 Pfund. Umgerechnet: 10.000 Pfund wären etwa 40.000 Taler, 200 Pfund etwa 800 Taler.

Danach kehrte Morgan nicht mehr in hohe Ämter zurück und starb 1688 – vermutlich an Leberzirrhose, da er stark trank. Er wurde in Port Royal begraben. Mit 53 Jahren war das im 17. Jahrhundert ein respektables Alter.

Die „posthume“ Geschichte Henry Morgans, der in der Kathedrale von Port Royal beigesetzt wurde, ist bemerkenswert: Vier Jahre später, 1692, zerstörte ein verheerendes Erdbeben Port Royal, ein Tsunami traf die Küste, und Morgans Grab verschwand. Moralisten sahen darin Gottes Strafe für Port Royal – ein „Sündenpfuhl“ und Nest der Gesetzlosigkeit in der Karibik. Ein symbolisches Ende.

Gleichzeitig blieb Morgan in der Literatur – dank Exquemelin (den er verklagte) und dank Romane, die von seiner Biografie inspiriert wurden. Vor allem „Captain Blood: His Odyssey“ von Rafael Sabatini.

Wir hoffen, dieser Artikel war hilfreich für dich!

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