
Dieses Material wurde während der Entwicklung des Piraten-Lebenssimulationsspiels Corsairs Legacy vom Mauris Studio erstellt – mit dem Ziel, das maritime Thema im Allgemeinen und Piraten-Spiele im Besonderen zu популярisieren. Aktuelle Projekt-News findest du auf unserer Website sowie auf unserem YouTube-Kanal und in unserem Telegram.
In diesem Artikel wird Kirill Nazarenko die aktuellen Schiffsmodelle aus Sea Dogs: To Each His Own analysieren – eine Liste, die vom Team von Corsairs Legacy gemeinsam mit BlackMark Studio zusammengestellt wurde.
Ich wurde gebeten, über die Schiffe in der aktualisierten Version von Sea Dogs zu sprechen. Beginnen wir mit der Tartane. Mir scheint, dass ein ziemlich überzeugendes Lateinersegel (ein dreieckiges Segel) und ein schräges Stagsegel (ein dreieckiges Segel, das vor dem Fockmast gesetzt wird) oder ein schräger Klüver (ein dreieckiges Segel vom Mast zum Bugspriet) gut gelungen sind. Insgesamt sieht das sehr ordentlich aus. Das ist eine sehr realistische Variante einer einfachen Takelage für ein kleines Fahrzeug.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Tartane
Es gibt noch eine weitere Version der Tartane mit zwei Lateinersegeln, aber ich denke, das ist für ein so kleines Schiff mit so kurzem Rumpf etwas schwierig. Übrigens wäre es sehr schön, wenn die Entwickler die Option nutzen würden, Lateinersegel „wie ein Schmetterling“ zu stellen. Das war typisch bei Vorwindkursen für diesen Schiffstyp: ein Segel schwenkt nach Steuerbord, das andere nach Backbord. Dadurch lagen die langen Seiten dieser Segel auf verschiedenen Seiten, und man erreichte eine effizientere Arbeitsweise dieser Segelanordnung.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Tartane mit zwei Segeln
Weiter erscheinen dreimastige Schiffe unter der Bezeichnung „Lugger“. Nach meinem Verständnis wäre ein Lugger allerdings ideal, wenn man diesen vorderen Mast und den hinteren Mast entfernt, der auf sehr lächerliche Weise am Heck „klebt“ (Heck = hinterer Teil des Schiffsrumpfes). Ein flach liegender, fast horizontaler Bugspriet (ein nach vorn aus dem Bug ragender Baum) – das ist hingegen ein typisches Merkmal eines Luggers. Gleichzeitig sind hier aus irgendeinem Grund auch Spriet- bzw. „Rake“-Segel (eine Art Lateinersegel) mit schrägen Latten dargestellt, obwohl beim klassischen Lugger eher die üblichen schrägen (gaffel-/stag-)Segel zu erwarten wären.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Lugger
Der Lugger Siren ist ungefähr dasselbe. Der Hauptvorwurf: zu viele Masten auf kleinen Schiffen. Man muss bedenken, dass in der Segelära die Vielfalt der Takelagen bei Ein- und Zweimastern gigantisch war – und genau das könnte man in einem Computerspiel sehr gut umsetzen. Während die Bewaffnung bzw. Takelung dreimastiger Schiffe sehr standardisiert war und sich nur in Details unterschied. Mir scheint, die Bildautoren arbeiten aus irgendeinem Grund nicht an dieser Linie und wollen möglichst viele Masten auf ihre Schiffe setzen. Warum, ist nicht ganz klar.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Sloop
Im Spiel gibt es ein Schiff, das „Sloop“ genannt wird – ich würde es eher als Lugger bezeichnen. Es hat mehrere Rahsegel an einem einzigen Mast, einen langen Bugspriet mit drei Klüvern und außerdem ein großes Gaffelsegel (ein Segel in Form eines unregelmäßigen Trapezes), das ebenfalls an diesem einen Mast befestigt ist.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Barkentine
Wenn wir über das sprechen, was hier Barkentine genannt wird, dann ist das wieder ein Dreimaster, bei dem der vordere Mast Rahsegel trägt. Der Rest – überwiegend Schratsegel bzw. schräg stehende Segel. Im Prinzip ist das typisch für Barkentinen des späten 18. und 19. Jahrhunderts. Eine Barkentine ist eine Schonerbark, also ein Schiff, das die Takelage einer Bark und eines Schoners kombiniert. Der vordere Mast mit Rahsegeln ist sozusagen von der Bark, die hinteren Masten mit Schratsegeln vom Schoner – aber wenn alles korrekt gemacht wäre, dann hätte das Großsegel (das untere Rahsegel am Großmast) nicht in die Takelage dieser Barkentine gehört.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Bark
Hier gibt es ein Fahrzeug, das Bark genannt wird – ein Dreimaster mit Rahsegeln am Fockmast (erster Mast vom Bug aus) und am Großmast (zweiter Mast vom Bug aus). Das ist im Grunde ein Schiff mit klassischer Rahsegeltakelung. Der Besanmast (dritter Mast vom Bug aus) hat ein Rah-Topsegel und unten ein Gaffelsegel.
Am Bugspriet sind hier vielleicht sogar zu viele Segel, denn es gibt zwei Klüver und noch zwei Rahsegel unter dem Bugspriet. Die Rumpfform deutet eher auf den Beginn des 18. Jahrhunderts hin: Es gibt eine Lücke im Oberdeck, also eine offene Taille (mittlerer Teil des Oberdecks) mit relativ langen Quarterdecks (Achterdeck) und einer Poop (Heckaufbau). Vielleicht hätte man die Anzahl der schrägen Segel etwas reduzieren sollen, dann wäre es ein kleinerer Dreimaster – den ich eher als Fregatte des frühen 18. Jahrhunderts bezeichnen würde. In der gezeigten Form wirkt dieses Schiff nicht sehr realistisch umgesetzt.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Handelsschoner
Der Handelsschoner ist ein normaler Schoner, aber ich habe trotzdem Beschwerden. Nach klassischer Definition ist ein Schoner ein Schiff mit schräger Takelage. Wenn man also das nimmt, was die Autoren gemacht haben, die Rahsegel vom Fockmast entfernt und nur schräge Segel übrig lässt, dann erhält man einen normalen Schoner.
Warum man am vorderen Mast Rahsegel anbringen musste, ist unklar. Der Sinn des Schoners war ja gerade, dass schräge Segel viel leichter zu bedienen sind als Rahsegel. Für ihre Bedienung muss man nirgendwo hochklettern – man arbeitet vom Deck aus. Deshalb eigneten sich Schoner besonders für Handelsschiffe, die traditionell unter Mannschaftsmangel litten. So konnte man deutlich an Besatzung sparen. Rahsegel auf einen Schoner zu setzen, ist daher völlig sinnlos.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Fleute
Die Fleute gefällt mir – sie sieht wie ein normales Schiff des 17. Jahrhunderts aus. Sie ist dreimastig. Am Fockmast und Großmast stehen Rahsegel und große Topsegel – typisch für das 17. und frühe 18. Jahrhundert. Am Besanmast steht ein Lateinersegel. Am Bugspriet gibt es einen Spriettopmast (ein Rahsegel unter dem Bugspriet), also einen senkrechten Stengenbaum auf dem Bugspriet. Auch die Rumpfform ist sehr gelungen. Das ist tatsächlich etwas, das sehr an Fleuten des 17. Jahrhunderts erinnert. Andererseits gerieten solche Schiffe im 18. Jahrhundert bereits außer Gebrauch. Da hier aber verschiedene Epochen etwas vermischt sind, hätte sie vielleicht nicht mit späteren Schiffstypen zusammen auftreten sollen. Die Fleute selbst ist jedoch gut.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Schnjawa
Das nächste Schiff ist eine Schnjawa. Das ist ein Zweimaster, ein Prototyp der Brigg. In diesem Fall sehen wir wieder etwas, das an eine Fleute erinnert – nur mit geraderem Rumpf, ohne ausgeprägten Heckaufbau. Daher würde ich eher sagen, dass es eine Art Fleute ist, nur eine spätere.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: die Brigg
Weiter zur Brigg. Das ist eine normale Brigg – im Großen und Ganzen passt alles. Allerdings hatte die klassische Brigg kein unteres Rahgroßsegel (also das untere Rahsegel am Großmast). Hier ist der Großmast der zweite Mast, der erste ist der Fockmast. In frühen Modifikationen der Brigg konnte dieses Segel jedoch vorkommen – daher sind sowohl Rumpfform als auch Takelage hier fast ideal.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Brigantine
Was die Brigantine Belle der vierten Klasse betrifft, kann man sie ebenfalls als gute Variante ansehen. Am Fockmast stehen Rahsegel, am Großmast schräge Segel. Diese Brigantine wirkt glaubwürdig – sie sieht wie eine echte aus.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: der Kriegsschoner
Als Nächstes kommt der Kriegsschoner. Hier hat man den sogenannten Topsegelschoner dargestellt – also einen Schoner, der zwar schräge Segel führt, aber zusätzlich je Mast ein relativ kleines Rah-Topsegel hat. Dieser Typ ist bekannt, dann hätte man ihn jedoch schlicht „Marseiller Schoner“ nennen müssen und nicht „Kriegsschoner“. Vielleicht gibt es hier Übersetzungsfehler. Dieses Schiff finde ich ebenfalls gelungen.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: ein leichter Schebecke
Als Nächstes kommt eine leichte Schebecke. Das ist tatsächlich eine Schebecke – und zwar dreimastig, was seltener ist als die zweimastige Variante. Das ist ein leichtes Fahrzeug des Mittelmeerraums, mit Lateinersegeln, das sowohl von Piraten und Schmugglern als auch in Flotten – etwa Spaniens – zur Bekämpfung von Piraten und Schmugglern eingesetzt wurde. Auch hier: die Rumpfform mit dem charakteristischen überhängenden Achterdeck, der relativ kurze Bugspriet – all das wirkt überzeugend.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Patrouillenbrigg
Als Nächstes haben wir eine Patrouillenbrigg. Das ist ungefähr dieselbe Brigg wie zuvor. Ich würde weiterhin das untere Rahgroßsegel entfernen. Ansonsten ist die Brigg вполне zufriedenstellend.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Private Ketsch
Private Ketsch ist natürlich eine schwierige Frage, weil das Wort „Ketsch“ für unterschiedliche Fahrzeuge verwendet wurde. So nannte man leichte Küstenschiffe im Ärmelkanal und vor der Küste Englands. Und auch Schiffe – besonders in der englischen Flotte – konnten „Ketsch“ heißen, auf denen 2–3 Mörser standen. Diese wurden „Bomb-Ketsch“ genannt und dienten dazu, Küstenziele zu beschießen. Ein charakteristisches Merkmal der Ketsch war ein großer Großmast und ein kleiner Mast am Heck – der Besanmast.
Allerdings gibt es immer Streit, wie man bei einem Zweimaster die Masten benennt: nach ihrer Höhe oder nach ihrer Position an Deck. Wenn es sich um eine Bomb-Ketsch handelt, müsste der Großmast näher ans Heck gerückt werden, weil die Mörser vor diesem Mast standen. Wenn die Spielautoren jedoch ein leichtes Küstenschiff für die Navigation an der Südküste Britanniens im Sinn hatten, dann ist das Schiff in dieser Form вполне akzeptabel. Verwirrend ist für mich jedoch der zu niedrige Besanmast: Warum ist der Höhenunterschied zwischen den beiden Masten so groß?

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Galeone
Jetzt schauen wir uns den Galeon an. Er erinnert an ein Segelschiff des 16. oder frühen 17. Jahrhunderts – nach Maßstäben der späten Segelära zu massiv. Es ist allerdings allgemein anerkannt, dass ein Galeon einen hohen Achteraufbau haben, massiv und „fest“ wirken soll. Solche hohen Achteraufbauten hatten aber auch Schiffe, die Nao genannt wurden – im Grunde einfach Schiffe bzw. Karacken.
Galeonen bekamen ihren Namen jedoch gerade daher, dass ihr Rumpf an eine Galeere erinnerte: also eher niedrig und in der Architektur „flach“. Deshalb ist das hier eher eine Nao bzw. Karacke. Mit der spärlichen Takelage, typisch fürs 16. Jahrhundert, passt es auch zu Schiffen jener Zeit. Was das Bild jedoch verdirbt, sind die zu tief am Wasser liegenden Stückpforten. Damals schnitt man sie lieber höher, weil man die unteren bei Seegang sonst nicht öffnen konnte.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Karavelle
Nun die Karavelle. Das ist уже ein Viermaster mit Rahsegeln am Fockmast und Lateinersegeln an den übrigen Masten, aber auch mit recht entwickelten Aufbauten. Ehrlich gesagt denke ich, eine Karavelle ist eher ein kleines Küstenfahrzeug aus dem spanischen Raum – charakterisiert durch Lateinersegel und einen leichten Rumpf ohne mächtigen Aufbau.
Ich erinnere daran, dass Kolumbus in seiner berühmten Flotte ein kleines Schiff „Niña“ als Karavelle hatte (auf Spanisch „Mädchen“/„Baby“), während die beiden anderen Schiffe, „Santa Maria“ und „Pinta“, Schiffe einer höheren Klasse waren. An diese Karavelle glaube ich hier nicht. Außerdem glaube ich nicht an so tief geschnittene Stückpforten – zumal sie aus irgendeinem Grund paarweise gruppiert sind. Das ist eine völlig unlogische Anordnung, daher verwerfen wir diese „königliche“ Karavelle.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: die Karacke
Als Nächstes kommt die Karacke Konkeran. Das ist eine typische Karacke des 16. Jahrhunderts – geradezu beispielhaft. Sie hat hohe Aufbauten am Bug und am Heck; am Bug sogar in noch größerem Maßstab. Diese Aufbauten dienten als Feuerdecks für Entertrupps, zu einer Zeit, als Entern im 16. Jahrhundert das wichtigste Mittel des Seekampfes sowohl für Piraten als auch für Staatsflotten war. Die relativ karge Takelage an drei Masten mit einem Lateinersegel am Besan ist sehr typisch für große Schiffe des 16. Jahrhunderts.
Alles ist großartig, es gibt nichts zu beanstanden. Wenn man kleinlich ist, fällt ein zu stark angehobener Bugspriet und ein zu hoch gesetztes Rahsegel darauf auf. Das lässt sich jedoch erklären: Vielleicht musste man das Segel so hoch setzen, damit der Rumpf keinen Windschatten wirft und das Segel normal arbeitet. Daher: Karacke akzeptiert.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Korvette
Als Nächstes kommt die Korvette. Ich habe уже gesagt, dass hier Schiffstypen vermischt werden, die nie gleichzeitig zur See fuhren. Die Korvette ist ein Typ, der sich Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte. Außerdem ist das ein französischer Begriff; die Amerikaner nannten so etwas „Sloop“. Hier ist ein Lateinersegel am Besanmast völlig unnötig, denn Lateinersegel wurden bereits Mitte des 18. Jahrhunderts von Kriegsschiffen verdrängt. Ein Rahsegel am Bugspriet wirkt auf einer Korvette völlig lächerlich. Wenn wir jedoch annehmen, dass es keine Korvette ist, sondern irgendeine Fregatte aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, dann könnten diese Elemente vielleicht gerechtfertigt sein.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Pinas
Als Nächstes kommt Eminos Pinas. Das ist ein völlig normales Fahrzeug des 17. Jahrhunderts mit Spriettopmast und Lateinersegel am Besanmast sowie einer ziemlich charakteristischen Rumpfform. Übrigens hatten Galeonen oft ein ähnliches Heck: ein ziemlich weich ansteigendes Heck ohne ausgeprägte Heckaufbauten.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Polacca
Nun die Polacca. Mich verwirrt die Kombination eines Lateinersegels am Fockmast mit Rah-Takelung am Großmast. Ich weiß nicht, was damit gemeint war. Vielleicht ein Versuch, die Idee der Schebecke weiterzuentwickeln. Es ist möglich, dass ähnliche Experimente im Mittelmeer in der französischen oder spanischen Flotte vorkamen. Aber ich erinnere mich nicht an einen realen Takeltyp, der dem hier Gezeigten entspricht. Ganz ausschließen kann man solche Experimente jedoch nicht.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Schebecke Gampet
Als Nächstes haben wir wieder eine Schebecke – die Schebecke Gampet. Das ist eine gute dreimastige Schebecke. Unklar ist nur, warum alle Schebecken dreimastig sind – man hätte auch eine zweimastige machen können. Selbst das charakteristische „Dach“ am Heck ist hier dargestellt; betont wird, dass der Rumpf der Schebecke dem der Galeere sehr nahe kommt. Ja – aber dann hätte man sie etwas schmaler machen und stärker hervorheben müssen, dass dies ein sehr schnelles Schiff ist, wenn auch nicht besonders wendig. Sie ist für ein relativ geschlossenes Becken – das Mittelmeer – gedacht. Um Ozeanwellen auszuhalten, sollte der Rumpf eher die Form eines längs halbierten Hühnereis haben: also достаточно breit und nicht zu lang sein.
So ein Rumpf widersteht Wellen gut. Wenn man hingegen ein Holzschiff lang und schmal baut, wie eine Galeere, hält es Wellen schlecht aus: es wird überflutet und es besteht die Gefahr, dass der Rumpf auf einer Welle bricht. Wer also ein leichtes Mittelmeerfahrzeug umsetzt, sollte den Rumpf länglich und niedrig machen. Und wer ein hochseetüchtiges Schiff umsetzt, muss es kürzer und breiter machen. Hier haben die Autoren einen merkwürdigen Kompromiss versucht.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: die kleine Fregatte Formidable
Jetzt die kleine Fregatte Formidable. Die Takelage deutet auf den Beginn des 19. Jahrhunderts hin. Außerdem ist der Rumpf so bemalt, wie man erst während der Napoleonischen Kriege zu bemalen begann: ein breiter weißer Streifen auf schwarzem Rumpf. Eine solche Farbgebung mit breitem weißem oder gelbem Streifen entwickelte sich in der englischen Flotte und wurde endgültig nach dem Ende der Napoleonischen Kriege festgelegt. Später, in den 1820ern, gelangte diese Mode in andere Flotten; in den 1830–1860ern waren fast alle Schiffe so bemalt. Danach ging dieses Schwarz-Weiß-Schema auf Dampfschiffe über.
Das Einzige, was mir nicht gefällt: aus irgendeinem Grund sind Gaffeln am Fockmast und Großmast angebracht – also schräge Spieren, an denen Schratsegel gesetzt werden. In der Realität stand die Gaffel nur am Besanmast – und hier ist das korrekt gezeigt. Unten müsste vielmehr ein Baum (Boom) sein – ein horizontaler Balken, der die Unterkante des Segels zieht. Aber Gaffeln am Fock- und Großmast sind Unsinn. Zwischen Fock- und Großmast bzw. Groß- und Besanmast hätte man Stagsegel setzen können, also schräge Segel auf Stagen – und nicht auf Gaffeln. Diese Gaffeln sollten entfernt werden. Insgesamt ist die Fregatte jedoch okay.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: schwere Polacca Kepabl
Jetzt haben wir auch eine schwere Polacca Kepabl. Ich kann hier nur wiederholen, was ich zur Polacca allgemein gesagt habe: vielleicht gab es irgendwo solche seltsamen Schiffe – aber ich kann nicht sagen, dass ich sie je gesehen hätte.

Schiffe aus Sea Dogs: das Schlachtschiff Navio Laurier
Navio Laurier ähnelt sehr einem Standardschiff des 16. bis frühen 17. Jahrhunderts. Hier ist alles gut. Das Einzige: Am Bugspriet gibt es einen Klüverbaum/Jibboom (eine zusätzliche Spiere, die den Bugspriet nach vorn und oben verlängert). Das ist ein Anachronismus. Schiffe dieses Typs führten im 16.–frühen 17. Jahrhundert einen Spriettopmast (senkrechte Stenge auf dem Bugspriet) und keinen Jibboom. Der Jibboom ist hier völlig überflüssig und zu lang. So lange Bugspriete verwendete man damals nicht. Insgesamt sieht das Schiff aber ordentlich aus. Wenn man den Jibboom entfernt, bleibt der Rest, wie mir scheint, вполне достойно. Man könnte höchstens das Lateinersegel am Besanmast etwas kleiner machen – aber das ist Geschmackssache.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Navio Laurier
Als Nächstes kommt der Ostindienfahrer Surprenont – ein gutes Schiff für das 17. Jahrhundert. Es hat einen Spriettopmast, ein Lateinersegel am Besanmast und einen passenden Rumpf. Das kann ich nur loben.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Schwerer Galeon Amporte
Schwerer Galeon Amporte. Hier versucht man, einen realen Fall des 16. Jahrhunderts darzustellen, когда man bei großen dreimastigen Schiffen einen vierten Mast ganz am Heck mit Lateinersegel ausprobierte. Das ist grundsätzlich möglich, auch wenn ich es – bezogen auf die Rumpfform – nicht „Galeon“ nennen würde. Ich würde es eher als Karacke oder Nao bezeichnen.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: schwere Fregatte
Als Nächstes haben wir eine schwere Fregatte. Allerdings mag ich diese Bezeichnungen nicht: „schwere Fregatte“ und „schwerer Galeon“ – das ist eine Übertragung aus der Terminologie der Dampfflotte. Man kann „schwerer Kreuzer“ sagen, aber in der Segelflotte wurden „schwer“ und „leicht“ nicht zur Bezeichnung von Unterklassen verwendet.
Zur Erinnerung: Der Begriff „Ship“ (Schiff im Sinne der englischen Klassifikation) bezeichnete nur einen Dreimaster; einen Zwei- oder Einmaster konnte man nicht so nennen. Bei dieser schweren Fregatte ist Unsinn, dass одновременно ein Spriettopmast und ein Jib/Stagsegel (ein schräges Dreieckssegel zwischen Bugspriet und Fockmast) vorhanden sind – und dann auch noch so hoch gesetzt. Das ist unmöglich. Wenn man diese schrägen Dreieckssegel entfernt, kann man sie sonst als Fregatte des frühen 18. Jahrhunderts erkennen. Vielleicht hätte man die Seitenaufbauten kürzer und den Heckaufbau länger machen sollen – bis zum Großmast. Aber insgesamt geht es.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Fregatte Suffizant
Wir haben noch eine Fregatte Suffizant. Sie ähnelt einer korrekten Fregatte des späten 17. bis frühen 18. Jahrhunderts. Ich habe daran praktisch nichts auszusetzen. Wenn man genau hinschaut, könnten die Stückpforten etwas tief sitzen – das kann aber auch an Eigenheiten der Grafik dieses Modells liegen.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: schnelle Fregatte Enfont
Schnelle Fregatte Enfont. Man kann sie nicht Fregatte nennen, weil es zwei Geschützdecks gibt. Das ist eindeutig ein Linienschiff, aber die Kombination aus Lateinersegel am Besanmast mit Klüvern am Bugspriet und einem sehr развитen Bugspriet mit Jib ist zweifelhaft – man muss sich für eines entscheiden.
In einer Zeit, in der die Bugspriete so aussahen und so weit entwickelt waren, führte man viele Klüver und statt des Lateinersegels am Besan stand dort ein Gaffelsegel. Wenn es dagegen ein Lateinersegel am Besan gab, dann führte man eher einen Spriettopmast und weniger Segel am Bugspriet. Dennoch kann man darin ein 54-Kanonen-Linienschiff des 18. Jahrhunderts erkennen. Ich frage mich, warum man nicht einfach die Typen nach der Zahl der Kanonen benennen konnte – wie im 18.–19. Jahrhundert. Warum musste man sich besondere Namen ausdenken?

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Kriegsschiff Royal
Erstklassiges Kriegsschiff Royal. Es ist zweideckig, also von 54 bis 80 Kanonen. Es hat einen Spriettopmast – das führt uns zurück ins 17. bis frühe 18. Jahrhundert. Mir gefallen jedoch die riesigen Untersegel und riesigen Topsegel nicht. Die hätten kleiner sein müssen.
Topsegel in dieser Höhe gab es zu bestimmten Zeiten, aber die Untersegel müssten reduziert werden, und man müsste eine dritte Segelstufe – Stagsegel – ergänzen. Denn im 18. Jahrhundert führten Dreimaster eine dreistufige Segelanordnung. Zur Bemalung: keine Beschwerden, denn im 18. Jahrhundert bemalte man Schiffe, wie man wollte – die Farben konnten alles sein, was die Fantasie des Kommandanten hergab. Oft ließ die Besatzung das Schiff auf Kosten des Kommandanten streichen.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Kriegsschiff Kaleuche
Als Nächstes haben wir das Kriegsschiff Kaleuche. Vielleicht braucht man das so fürs Spiel, aber es wirkt sehr schmutzig und zerrissen. Vielleicht steckt eine Idee dahinter. Meiner Meinung nach ist es einfach ein nicht besonders gut gezeichnetes Linienschiff. Die Kombination aus Klüvern am Bugspriet und Lateinersegel am Besanmast wirft weiterhin Fragen auf.

Schiffe aus Sea Dogs: To Each His Own: Schlachtschiff Bizarr
Als Nächstes kommt das Schlachtschiff Bizarr. Das ist ein Versuch, ein dreideckiges Linienschiff darzustellen. Dabei machten die Künstler einen Fehler anderer Art: Sie zeichneten einen Spriettopmast, aber gleichzeitig ein Gaffelsegel am Besanmast. Man braucht eines von beiden: entweder Spriettopmast oder Gaffelsegel.
Wieder zwei mächtige Stagsegel zwischen Spriettopmast und Fockmast. Die nutzte man nicht, weil der Spriettopmast (die senkrechte Stenge auf dem Bugspriet) ziemlich unsicher stand und именно deswegen aufgegeben wurde. Man konnte ihn nicht zuverlässig zu irgendetwas verspannen; zusätzliche schräge Segel daran zu befestigen, war übermütig. Die Rumpfform verweist zwar klar auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, als die Rümpfe gerader wurden. Aber hier ist die Galion (Bugschmuckplattform) zu groß – sie beeindruckt durch ihre Größe.

Schiffe aus Sea Dogs: das Schlachtschiff Volant
Jetzt haben wir das Schlachtschiff Volant. Bei der Takelage ist alles relativ gut – außer dass ich eine dritte Segelreihe ergänzen würde. Der Rumpf ist jedoch ziemlich grob gezeichnet, alles wirkt irgendwie kantig. Man muss понимать, dass Segelschiffe eher „geschmeidige“ Rümpfe hatten und nur wenige rechte Winkel – selbst wenn sie aus Holz waren. Sie wurden in eleganten Formen gebaut. Der quadratische Bugaufbau schmerzt meinen Augen: Das wäre eher auf einem Dampfer passend als auf einem Segelschiff.

Schiffe aus Sea Dogs: das Schlachtschiff Renomme
Das Schlachtschiff Renomme ist ein großes dreideckiges Schiff und – dem Rumpf nach – irgendein „Hundertkanonierer“. Aber wieder eine noch schrecklichere Größe der Galion und wieder die Kombination aus Spriettopmast mit einem Gaffelsegel am Besanmast. Das hätte man nicht machen müssen. Die Segel sind zwar dreistufig, aber hier ist das andere Extrem erreicht: die Topsegel sind zu kurz. Sie müssten doppelt so hoch sein, während die Segel der dritten Stufe deutlich kleiner sein sollten.
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